Der Skandal ist so alt wie die öffentliche Kommunikation. Der Mensch sehnt sich nach Kontakt, Begegnung und Austausch, er will folgen und geführt werden, aber auch leiten und prägen. Er hat sich in Gemeinschaften angesiedelt und gesellschaftliche Systeme geschaffen. Mit ihnen kam der Skandal. Die Leitenden und Mächtigen sind dabei nicht Teil dieser Systeme. Ihre Rolle abstrahiert und instrumentalisiert sie, stellt sie über die Gesellschaft und lässt sie abstrakt wirken. In dieser Rolle agieren sie als Vorbilder und Leitbilder. Die kollektive Empörung der Öffentlichkeit über das Skandalöse schafft Unglaubliches: Sie holt den Skandalisierten zurück in die gesellschaftliche Sphäre und lässt ihn wieder menschlich wirken. Eine komplexe und abstrakte Thematik wird durch die Reduzierung auf ein konkretes Beispiel wieder greifbar und somit kollektives Gesellschaftsanliegen.
Uns ist es einerlei, ob ein Politiker illegale Rüstungsgeschäfte mit Diktaturen abschließt oder an einem einsamen Wochenende seine Frau betrügt – die Verfehlung als solche steht im Vordergrund. Unser Erregungspotential ist groß und dürstet nach Befriedigung. Ist der Normbrecher gestürzt oder zumindest getadelt, empfinden wir fast Mitleid mit demselben. Doch bevor wir in einem ruhigen Moment inne halten und den Skandal als solchen vielleicht sogar in Frage stellen, klopft bereits der nächste an und ist schlicht neu, anders und empörungswürdig. Und prompt, vielleicht sogar ohne es zu merken, erheben wir erneut tadelnd den Zeigefinger und verurteilen den einzelnen, der eigentlich nur ein völlig unbedeutendes und austauschbares Element der ganzen Systematik ist.
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BACHELOR THESIS ABOUT THE DEVELOPMENT OF SCANDALS IN THE LAST CENTURIES, VISUALISING COMPLEX PROCESSES TROUGH SIMPLE ILLUSTRATION.
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